Stefan Heiligtag

A Good Girl’s Guide to Murder – Holly Jackson

Ein witziger, spannender, absolut lesenswerter Jugend-Krimi mit einer cleveren Heldin!

Klappentext

»Es geht um das, was vor fünf Jahren passiert ist.«
»Warum?«, fragte er.
»Weil ich nicht glaube, dass es dein Bruder war – und ich will versuchen, es zu beweisen.«

Vor fünf Jahren wurde die siebzehnjährige Andie Bell ermordet. Der Fall ist längst abgeschlossen, denn alle sind sich sicher, dass ihr Freund Sal Singh die Tat begangen hat. Nur Pippa glaubt nicht daran und will den Fall für ein Schulprojekt noch einmal aufrollen. Sie beginnt nachzuforschen und Fragen zu stellen. Aber was ist, wenn der Mörder noch frei herumläuft? Wie weit wird er gehen, um Pippa davon abzuhalten, die Wahrheit ans Licht zu bringen?

Meine Meinung

Um den einzigen negativen Punkt direkt zu Beginn zu benennen: Die Auflösung dieses spannenden Jugend-Krimis hat mich nicht überzeugt. Dafür waren die Motivation und die Umstände des Verbrechens einfach zu unglaubwürdig, und ein Detail fand ich regelrecht hanebüchen. Trotzdem kann ich „A Good Girl’s Guide to Murder“ von Holly Jackson uneingeschränkt empfehlen, weil es sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen in jeder Hinsicht ein großes Lesevergnügen bereiten wird. Das liegt vor allem an dem witzigen, flotten Erzählstil und der umwerfenden Hauptfigur Pip Fitz-Amobi, genannt Pippa.

Den Erzählstil möchte ich durch zwei Beispiele verdeutlichen: eine Beschreibung und einen Dialog. Die Beschreibung gilt Pappas Freundin Lauren, die von ihrem Freund verlassen wurde, woraufhin Pippa und ihre Freundin Cara herbeieilen, um sie aufzumuntern:

Sie fanden Lauren vollständig in einer Deckenfestung. vergraben. Der einzige Hinweis auf ihre Existenz war ein Fächer aus rotem Haar, der daraus hervorlugte. Es brauchte eine geschlagene Minute und massive Schoko-Bestechung, sie aus der Versenkung zu locken.

Und später: Es waren ungefähr anderthalb Heulfilme auf Netflix nötig, bis Lauren sich durch das Stadium der Verleugnung gearbeitet hatte und sich nun vorsichtig in Richtung Akzeptanz bewegte.

Das nächste Zitat ist ein Dialog, der ganz typisch für den Umgang zwischen Pippa und ihren Freunden ist und der alle Beteiligten wunderbar charakterisiert. Pippa ist die Schlaue, Ehrgeizige und Vernünftige im Kreis ihrer Freunde. Partys, bei denen viel gesoffen und gekotzt wird, sind absolut nichts für sie. Trotzdem fragt sie:

»Denkst du, du kannst dafür sorgen, dass wir eingeladen werden?«

Alle starrten sie entgeistert an.

»Wer bist du, und was hast du mit Pippa Fitz-Anobi gemacht?“, fragte Cara.

»Was denn?« Sie spürte, wie sie trotzig wurde und begann, sich mit nutzlosen Fakten zu verteidigen. »Es ist unser letztes Schuljahr. Ich dachte, es wäre witzig, wenn wir zusammen hingehen…«

»Klingt immer noch nicht pippisch für mich.« Connor grinste.

Der Roman ist aus Sicht der 17jährigen Pippa geschrieben. Durchbrochen wird dieses Muster nur durch die „Verhöre“ und ihre „Protokoll-Einträge“, die sie für ihr Schulprojekt anfertigt. Letztere sind in der Ich-Form geschrieben, und Pippa bewertet darin, was sie herausgefunden hat und was sie als nächstes zu unternehmen gedenkt.

Pippa hat mir von Anfang an absolut gefallen, denn sie ist witzig und clever und mutig. Manchmal zu mutig, was sie immer wieder in gefährliche Situationen bringt. Auch die anderen Charaktere werden authentisch beschrieben, wenngleich ich finde, dass sich ihre „Kontrahenten“ in einigen Situationen unter ihren Möglichkeiten bewegen, weshalb Pippa sich in den meisten Fällen durchsetzt.

Die Handlung ist durchweg spannend. Einmal wegen der anonymen Aufforderungen, ihre Ermittlungen einzustellen, denn sie macht  gute Fortschritte bei der Aufklärung des Falls. Pippa kennt viele der Bezugspersonen von Andie Bell, was ihr die Gelegenheit gibt, sie zu interviewen. Dabei kommt sie der einen oder anderen Lüge auf die Spur. Auch andere Themen tragen zur Spannung des Romans bei. Zum Beispiel ihr Verhältnis zu Ravi, Sals Bruder, der Andie ermordet haben soll. Die Familie wird in dem kleinen Ort „Little Kilton“ ausgegrenzt und regelrecht gemobbt. Pippa nimmt zu Ravi Kontakt auf, und es ist spannend zu erleben, wie sich ihr Verhältnis weiterentwickelt.

Zum Ende will ich folgendes sagen: Als Pippa den Mörder?/die Mörderin? konfrontiert hat, habe ich mit ihr mitgefiebert. Was mir am Ende nicht gefallen hat, war die Logik der Geschehnisse. Für mich war es an den Haaren herbeigezogen. Ich scheine einer der wenigen zu sein, dem die Auflösung nicht gefallen hat – zumindest nach den Rezensionen, die ich über das Buch gelesen habe. Da ich nicht spoilern will, kann ich meine Kritik an dieser Stelle nicht begründen, aber ich bin neugierig, was ihr darüber denkt. Schreibt mir doch, wie euch die Auflösung gefallen hat.

Fazit

Soweit ich weiß, ist „A Good Girl’s Guide to Murder“ von Holly Jackson der Auftakt zu einer Reihe. Ich habe diese fesselnde, in sich abgeschlossene Geschichte mit Pippa als Protagonistin gerne gelesen und freue mich schon auf Band 2.

                                                               5 von 7 Punkten.

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