Stefan Heiligtag

Amie Kaufman –These Broken Stars. Lilac und Tarver

Diese zarte Liebesgeschichte ist deshalb so glaubwürdig, weil sich die beiden Charaktere während der dramatischen Ereignisse nachvollziehbar weiterentwickeln!

Klappentext

Es ist nur eine flüchtige Begegnung, doch dieser Moment auf dem größten und luxuriösesten Raumschiff, das die Menschheit je gesehen hat, wird ihr Leben für immer verändern. Lilac ist das reichste Mädchen des Universums, Tarver ein gefeierter Kriegsheld aus einfachen Verhältnissen. Nichts könnte die Kluft zwischen ihnen überbrücken – außer dem Schiffbruch der angeblich so sicheren Icarus. Als das Unfassbare geschieht, müssen Lilac und Tarver auf einem fremden Planeten ums Überleben ringen. Zu zweit gegen die Unendlichkeit des Alls …

Meine Meinung

Meine größte Kritik an diesem ersten Band der „These Broken Stars“-Trilogie von Amie Kaufman gilt dem Cover. Es ist nicht schön, sondern kitschig und suggeriert einem, dass man es mit einer seichten Liebesgeschichte in einem Young Adult-Science Fiction zu tun bekommt. Immerhin kann man darauf erkennen, wie die beiden Hauptfiguren aussehen, was vielleicht als Vorteil anzusehen ist.

Beim Genre habe ich mich schwergetan. Natürlich handelt es sich um einen Science Fiction, denn wir begegnen außerirdischen Intelligenzen, und die Menschen fliegen mit Raumschiffen durch die Galaxis, was voraussetzt, dass sie über die Technologie verfügen, sich mit Überlichtgeschwindigkeit zu bewegen. Andererseits sind Tarver und Lilac achtzehn beziehungsweise siebzehn Jahre alt, und ein wesentlicher Kern des Buches dreht sich um ihre Beziehung zueinander. Ich habe das Buch dem Young Adult-Genre zugeordnet, weil es auch in Band 2 und 3 um Paare geht, die sich ineinander verlieben.

Von den drei Bänden halte ich den ersten Roman für den besten und Band 3 für das mit Abstand schlechteste der Bücher.

Amie Kaufman hat meiner Meinung nach gut daran getan, die Geschichte aus den Perspektiven beider Hauptprotagonisten zu erzählen, denn Tarvers und Lilacs Sichtweisen unterscheiden sich gerade am Anfang geradezu dramatisch. Sie ist die einzige Tochter des reichsten Mannes der Galaxis und wird von ihrem Vater von allen Kontakten ferngehalten, die nicht standesgemäß sind. Tarver ist ein junger Kriegsheld, der aus einfachen Verhältnissen stammt. Die Autorin führt sogar noch eine dritte Perspektive ein, indem sie immer wieder kurze Kapitel einstreut, in denen Tarver verhört wird, nachdem man ihn auf dem Planeten, wo er und Lilac gestrandet sind, gefunden hat. In den kurzen Verhörsequenzen werden Dinge angedeutet, die uns stutzen lassen und andeuten, dass es  um weitaus mehr geht, als die Rettung der beiden Protagonisten.

Über die Geschichte möchte ich nur so viel erzählen, dass Lilac und Tarver als einzige den Absturz der Ikarus, des modernsten Raumschiffes der Menschheit, auf einem einsamen Planeten überleben. Das Erzähltempo ist hoch, und es geschehen immer wieder überraschende Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte, aber ich will nicht spoilern. Nur so viel: Das Ende ist ganz anders, als ich es erwartet habe, worauf die Verhörsequenzen mit Tarver jedoch schon hinweisen.

Weshalb die meisten Leserinnen und Leser dieses Buch lieben dürften, ist jedoch die Beziehung, die sich zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelt. Das ist unglaublich gut und glaubwürdig beschrieben und hängt aufs Engste mit den Bedrohungen zusammen, denen Lilac und Tarver ausgesetzt sind und in deren Verlauf sie sich enorm weiterentwickeln.

Meine Lieblingsfigur ist Lilac. Schon bei ihrer ersten Begegnung auf der Ikarus findet sie Tarver interessant, und man merkt, dass sie nicht nur die arrogante, abgehobene Schönheit ist, die durch die Wachen ihres Vater von allen „normalen“ Menschen abgeschottet wird. Eigentlich will sie aus diesem goldenen Käfig ausbrechen, sie weiß nur nicht, wie. Auf dem Schiff lässt sie Tarver eiskalt abblitzen, und als sie auf dem Planeten landen ist sie keinesfalls bereit, Tarvers (vernünftige) Ratschläge zu befolgen. Mit anderen Worten, sie verhält sich oft wie eine Bitch, und es ist eine große Leistung von Amie Kaufman, dass sie Lilacs Wandlung so nachvollziehbar und glaubwürdig rüberbringt.

Tarvers Rolle nach der Notlandung ist klar. Er tut alles, damit beide überleben, und er schützt Lilac, so bitchig sie sich ihm gegenüber auch verhalten mag. Aber auch er muss im Laufe der Geschichte einige seiner Grundüberzeugungen über Bord werfen. Wie sich die beiden einander zaghaft annähern, wird unglaublich authentisch erzählt.

Der Schluss ist spannend und wird nur durch einen unlogischen Aspekt gestört, der mein positives Fazit jedoch nicht verändert.

Fazit

Die große Stärke dieses Romans besteht darin, wie zaghaft und überaus glaubwürdig sich die beiden Hauptfiguren aufeinander zubewegen, während die Handlung von einer Überraschung in die nächste voranschreitet.

                                                6 von 7 Punkten.

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