Stefan Heiligtag

April Wynter – Das Gift der Mondlilie

Im ersten Band der Mondlilien-Reihe muss die junge Heldin herausfinden, welche Rolle sie im Kampf gegen den eisigen Herrscher spielt und wem sie trauen kann.

Klappentext

Nach der grausamen Ermordung ihrer Familie gibt es für Ally nur ein Ziel: ihren Bruder aus den Klauen des eisigen Herrschers zu befreien. Nachdem sie auf dem Weg zur Hauptstadt Ankor vom Straßenräuber Devan überfallen wurde, bietet er ihr unerwartet seine Hilfe an. Gemeinsam gelangen sie zur Akademie der verlorenen Künste, um die als verschollen geltende Thronerbin zu finden. Ally schließt sich der Armee aus Anwärterinnen an, von denen eine jede glaubt, die wahre Prinzessin zu sein. Was einst ihre Hoffnung war, könnte Ally jedoch ebenso den Tod bringen, denn der Kampf um den Thron findet nicht nur hinter den Toren der Hauptstadt statt. Ehe Ally sich versieht, findet sie sich mitten in den Intrigen der Anwärterinnen wieder, während die düsteren Diener des Herrschers Jagd auf sie machen.

Meine Meinung

Auch, wenn ich den Prolog überflüssig fand, bin ich schnell in die Geschichte hineingekommen, die mit der Ermordung von Allys jüngeren Geschwistern, der Gefangennahme ihres älteren Bruders und ihrer Flucht beginnt. Schon hier erleben wir, wie kämpferisch und mutig die Protagonistin ist, aus deren Sicht die Geschichte überwiegend geschrieben ist. Im weiteren Verlauf lernen wir ihre menschliche Seite kennen: ihre Trauer und ihre Entschlossenheit, ihren Bruder Jay aus den Klauen des Eisigen zu befreien, der über Jadera herrscht.

Durch die detaillierten Beschreibungen der Handlungsorte, der Landschaft und von den vielen Wesen, die Jadera bevölkern, fühlte ich mich gut in diese Fantasy-Welt eingeführt. Störend waren manchmal die vielen Rückblenden, aber nicht so sehr, dass ich den Spaß an der Geschichte verloren hätte.

Gut gefallen hat mir auch, wie authentisch nicht nur Ally, sondern alle Protagonisten beschrieben werden. Das gilt vor allem für die männliche Hauptfigur. Devan ist zwar  ein Dieb und Großmaul, aber  seine positiven Seiten überwiegen so deutlich, dass wir ihn schnell in unser Herz schließen, wenn er und Ally sich necken und streiten.

Hier ist ein aus Devans Sicht geschriebener Textauszug. Kaum hat er Ally und ihren Reisegefährten ausgeraubt, fallen Schattenkrieger über die beiden her, wobei sie den Gefährten töten. Devan rettet Ally. Als sie am nächsten Morgen in Sicherheit sind, entwickelt sich folgender Dialog:

Sie schlug die Augen auf und sanftes Braun blickte ihn an – verwirrt, überrascht. Schließlich spiegelte sich vage Erkenntnis darin wieder. Immerhin hatte sie ihn gestern in der Dunkelheit kaum sehen können.

»Guten Morgen, kleines Eichhörnchen.« Mit einem leichten Lächeln versuchte er sie zu beruhigen. Sie atmete tief durch und betrachtete ihn. Er ließ die Musterung über sich ergehen. Vielleicht gefiel ihr, was sie sah. Er war schließlich nicht viel älter als sie und in seiner Heimat ein Frauenschwarm. …

»Darf ich dein Bein untersuchen? Ich will nur schauen, ob du dir eine Verletzung zugezogen hast, bei unserer Flucht gestern.«

Ally lässt zögernd zu, dass er ihre Wunde reinigt und mit einem Blätterumschlag behandelt. Dann sieht sie, dass Dean den Wasserschlauch ihres toten Reisegefährten bei sich hat.

Sie machte Anstalten, sich aufzusetzen. Doch er drückte sie am Oberschenkel nach unten. Blitzschnell zog sie den Dolch, den sie gestern Nacht bei sich getragen hatte. Er wich ein Stück zurück, ließ sie jedoch nicht los.

»Ich bin keiner von ihnen«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich bin ein einfacher Räuber. Nehme mir nur das, was ich zum Überleben brauche. Umbringen tue ich niemanden. Ich will dir helfen.«

»Lügner«, zischte sie.

Die beiden haben also keinen einfachen Start, weshalb es umso schöner ist, mitzuverfolgen, wie sie sich einander annähern, während die Bedrohungen um sie herum zunehmen.

Die Szene zeigt auch, dass Ally mutig ist und sich zu verteidigen weiß. Über welche Gaben sie sonst noch verfügt, weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch dass sie voller Magie steckt, wird spätestens klar, als sie in der Lage ist, sich mit einem Drachen telepathisch auszutauschen.

Über die Geschichte will ich nur verraten, dass Ally sich den Anwärterinnen aus der Akademie der verlorenen Künste anschließt. Eine von ihnen soll die verschollene Thronerbin sein, worum es Intrigen und Machtkämpfe gibt. Außerdem gerät Ally immer wieder in Gefahr, weil sie von Schattenkriegern und Nebelgeistern gejagt wird, die der Eisige Herrscher auf sie hetzt. Es bedarf außerordentlicher List, Entschlossenheit und Magie, bis es im Schloss des Eisigen zum spannenden Showdown kommt, der mit einigen Wendungen aufwartet.

Das letzte Kapitel verweist auf die Herausforderungen, denen Ally im zweiten Band der Reihe entgegentreten muss.

Fazit

Die New Adult-Fantasyreihe von April Wynter führt uns in eine faszinierende mystische Welt mit authentischen Charakteren und einer spannenden Handlung. Der erste Band, „Das Gift der Mondlilie“, ist ein gelungener Einstieg.

5 von 7 Punkten.

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