Klappentext
Als Ella an ihrem 18. Geburtstag anstatt mit Luftballons von einem Dolchträger überrascht wird, der sie umbringen will, steht ihre Welt Kopf. Der düstere Typ, der ihr das Leben rettet, ist zwar ganz süß, aber leider auch unerträglich arrogant – noch dazu behauptet er, er sei ein Todesengel. Er ist eindeutig wahnsinnig und nicht der richtige Umgang für sie. Doch als sich die merkwürdigen Ereignisse häufen und sie auf einmal selbst übernatürliche Fähigkeiten entwickelt, muss sie wohl oder übel einsehen, dass auf der Welt nichts ist, wie es scheint. Denn sie ist der letzte existierende Halbengel, dazu bestimmt die Welt zu retten … und ihre bloße Existenz schürt Hass und Verderben auf der Erde.
Meine Meinung
›Blutopal‹ hebt sich aus der Masse der Urban Fantasy-Romane für Heranwachsende vor allem durch seinen Witz ab. Er zeigt sich vor allem in den Dialogen, aber auch in der eigensinnigen Art, die die Ich-Erzählerin Ella (eigentlich Elariel) an den Tag legt. Ich werde darauf näher eingehen, wenn ich über die weiteren Charaktere spreche, merke aber hier schon mal an, dass ich euch das Buch vor allem deshalb ans Herz lege.
Doch zunächst zum Hintergrund der Geschichte: Ella ist achtzehn Jahre alt, lebt in einer Kleinstadt und will nach dem Abitur mit ihrer besten Freundin nach Australien fliegen. Daraus wird nichts, als sie erfährt, dass sie ein Halbengel ist. Sie erfährt, dass zwischen Engeln und Engelstötern ein Jahrhunderte währender Kampf tobt und die Engel die ›Bösen‹ bzw. die ›Nicht-Guten‹ sind. Ella fällt bei diesem Kampf eine besondere Bedeutung zu, denn als einziger noch lebender Halbengel kann sie den furchtbaren Plan der Engel verhindern helfen. Für Ella stehen fortan Kampf- und Magietraining auf der Tagesordnung.
Es gibt vermutlich eingängigere Hintergründe, aber auf die Umsetzung kommt es an, und die hat mir gut gefallen. Das liegt vor allem an den Dynamiken zwischen Ella und anderen wichtigen Charakteren, allen voran Gabe, dem besten Kämpfer der Engelstöter. Er weiß um seine Fähigkeiten, was zu arroganten Verhaltensweisen führt, die Ella zur Weißglut bringen. Auch die Beziehungen zu ihrer Mutter und deren Mann sowie zu ihrer besten Freundin und die zu ihrer neuen Feindin bei den Engelstötern sind durchweg gelungen beschrieben. Ella weiß sich in den verbalen Auseinandersetzungen zu wehren und punktet durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Kampfeswillen, aber vor allem setzt sie sich für ihre Freunde und ihre Familie ein.
Dass sie zudem äußerst misstrauisch gegenüber allem und jedem ist, gibt allem eine würzige Note. Hier treffen Story und Witz wunderbar aufeinander, was ich an zwei Beispielen erläutern möchte:
Direkt zu Beginn kommen ihre Mutter und deren Mann in Ellas Zimmer und gratulieren ihr zum Geburtstag.
»Du musst dir noch was wünschen.« Meine Mutter wedelte mit der Kerze vor meiner Nase herum.
Ich überlegte kurz, schloss die Augen und sagte laut: ›»ch wünsche mir, dass Mama und Ian wieder nach unten verschwinden, damit ich in aller Ruhe duschen und mich fertig machen kann.«
Bedauernd schüttelte Mama denKopf. »Du sollst den Wunsch doch nicht verraten. Jetzt wird er wohl nie in Erfüllung gehen.«
Grinsend zog Ian meine Mutter auf die Füße. »Komm, Lydia. Wie du schon gesagt hast: Deine Tochter ist jetzt erwachsen. Wir müssen einfach hoffen, dass sie weiß, wie man eine Dusche benutzt.«
Ein zweites Beispiel ist eine Szene, als Ella mit ein paar Engelstötern beim Frühstück sitzt und Gabe hinzukommt, um ihr nach der Begrüßung zu sagen:
»Und du und ich haben gleich ein Date.«
Ich blinzelte verwirrt und legte den Kopf in den Nacken. Date? Klar, er war schon süß und heiß und so, aber ich hatte im Moment echt anderes um die Ohren. Ich …
»Kampfunterricht, Ella«, setzte Gabe nach, ein kaum merkliches Lächeln auf dem Gesicht.
Meine Wangen wurden heiß und ich hätte mir gern das Buttermesser ins Herz gerammt. Aber nein. Das hätte mich ja nicht getötet. »Oh klar. Natürlich«, sagte ich stattdessen und sah interessiert auf mein Orangensaftglas.
»Gut, ich warte draußen auf dich.« Er nickte zur Tür und wandte sich zum Gehen. …
Nina und Louisa seufzten und tätschelten mir über den Tisch hinweg die Hand. »Keine Sorge, wir haben es alle schon getan.«
Ich riss den Blick von der Tür und sah sie dümmlich an. »Was?«
Luisa grinste. »Na, uns vorgestellt, dass Gabe uns vom Stuhl hebt, gegen die Wand drückt und bis zur Besinnungslosigkeit küsst.«
Zur Geschichte will ich nur so viel sagen, dass Ella bei den Todesengeln unterkommt und lernen muss, mit dieser fremden Welt zurechtzukommen. Oft ist sie von der Fülle der neuen Informationen überfordert, aber auch von Gabe, der ihr hilft sich als Halbengel zurecht zu finden. Er zieht sie ebenso stark an, wie er sie abstößt, wobei man einräumen muss, dass Ella es ihm oft nicht leicht macht. Beide Charaktere kommen sympathisch und plastisch rüber: Man sieht förmlich, wie Gabe bei ihren verbalen Schlagabtäuschen die Augen verdreht oder Ella ihn erwürgen könnte.
Fazit
Blutopal – Das Vermächtnis der Engelssteine ist der wunderbare Auftakt in eine Trilogie, in der Engel und Todesengel gegeneinander kämpfen. Der Roman überzeugt durch seinen Witz, die knisternde Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren und den spannenden Plot, der Lust auf Band 2 und 3 macht. Ich gebe eine klare Kaufempfehlung für diesen wunderbar geschriebenen Roman von Saskia Louis.