Stefan Heiligtag

Carlos Ruiz Zafón – Das Spiel des Engels

Düster, urkomisch, spannend, fantastisch – Zafons Fabulierkunst kennt keine Grenzen in dieser Legende vom Teufelspakt!

Klappentext

Barcelona in den turbulenten Jahren vor dem Bürgerkrieg: Der junge David Martín fristet sein Leben als Autor von Schauergeschichten. Als ernsthafter Schriftsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts aufzulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät – und in welchen Strudel furchterregender Ereignisse …

Meine Meinung

Das Buch gehört zum „Im Schatten des Windes“-Romanzyklus, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Barcelona spielt. Das Spiel des Engels, dessen Handlung sich in den Jahren von 1917 bis 1930 vollzieht, kann aber unabhängig von den anderen Büchern gelesen werden. Es erzählt die Legende vom Teufelspakt und lebt von der überbordenen Fabulierkunst des Autors, die alle Genregrenzen sprengt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge David Martin, dessen Vater früh starb und der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Durch die Beziehungen seines reichen Gönners Pedro Vidal bekommt er die Gelegenheit, für eine Zeitung zu arbeiten. Dort entdeckt er sein großes schriftstellerisches Talent, und in den folgenden Jahren schreibt er für einen Verlag unter einem Pseudonym die Taschenbuch-Romanserie Die Stadt der Verdammten.

Wir werden vor allem durch zwei Faktoren schnell in die Handlung hineingezogen. An erster Stelle steht der unnachahmliche Witz, mit dem der Ich-Erzähler David Martin seine ärmlichen Lebensumstände und die wenigen Personen beschreibt, mit denen er zu tun hat. Die ersten Dialoge sind zum Schreien komisch, und die Gespräche mit Isabelle, die wir auf der Hälfte des Buches kennenlernen, haben fast parodistische Züge. Schon aus diesem Grund lohnt es sich, Das Spiel des Engels zu lesen. Wohl wegen seines Witzes führte es nach seinem Erscheinen so lange die Bestsellerliste an.

Der zweite Grund, der uns schnell in die Handlung hineinzieht, ist die Spannung. An dunklen Orten, zu denen auch das Haus gehört, in dem Martin wohnt, erhält er rätselhafte Andeutungen über den Tod seines Vaters, was dem Buch eine düstere Atmosphäre verleiht. Außerdem sind die Lebensumstände der Hauptfigur alles andere als leicht. Da ist einmal der Knebelvertrag seines Verlags, der ihn zwingt, quasi rund um die Uhr zu schreiben. Da ist Christina, die er über alles liebt und mit der er nicht zusammenkommen darf. Außerdem hat er einen bösartigen Tumor im Kopf, weshalb er innerhalb kurzer Zeit sterben wird.

In dieser Situation trifft er den Patron Andreas Corelli, der ihn für ein horrendes Honorar bittet, für ihn einen Roman zu schreiben. Martin lässt sich schon deshalb auf diesen Pakt ein, weil Corelli ihm darüber hinaus verspricht, seine Krankheit zu heilen. Und tatsächlich: Martins Lebensumstände verbessern sich zunächst dramatisch: Er wird nicht nur von seiner Krankheit geheilt, sondern auch von dem Knebelvertrag befreit, weil das Gebäude seines Verlags und mit ihm die Verträge verbrennen, die der Verlag mit ihm abgeschlossen hat.

Andererseits schlagen die dunklen Geheimnisse, die zuvor nur angedeutet wurden, über Martin zusammen. Davon sind auch Christina und Vidal betroffen. Martin sieht sich Schritt für Schritt in ein Spiel hineingezogen, das ihm vermuten lässt, sich mit dem Teufel eingelassen zu haben. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird Martin verfolgt und entgeht mehrmals nur knapp einem Anschlag.

Der Hauptnachteil dieses Romans besteht wohl darin, dass es Zafón nicht gelingt, alle Handlungsstränge zusammenzuführen. Es ist auch unklar, woher Martin die Fähigkeiten hat, sich all der Gegner zu erwehren, mit denen er plötzlich konfrontiert wird. Für mich war es nicht entscheidend, weil klar ist, dass es sich beim Spiel des Engels um ein fantastisches Buch handelt.

Fazit

Trotz der zum Teil nicht aufgelösten Handlungsstränge gebe ich für Das Spiel des Engels eine klare Leseempfehlung. Ich habe selten witzigere Dialoge gelesen, und das Buch ist von vorne bis hinten spannend und exzellent geschrieben.

                                                      5 von 7

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