Stefan Heiligtag

Dan Brown – Illuminati

Ein fesselnder, wendungsreicher Thriller um den Zwist zwischen Wissenschaft und Religion und die Drohung, den Vatikan zu zerstören!

Klappentext

Die Illuminaten sind zurück …

Ein Kernforscher wird in seinem Schweizer Labor ermordet aufgefunden. Auf seiner Brust finden sich merkwürdige Symbole eingraviert, Symbole, die nur der Harvardprofessor Robert Langdon zu entziffern vermag. Was er dabei entdeckt, erschreckt ihn zutiefst: Die Symbole gehören zu der legendären Geheimgesellschaft der Illuminati. Diese Gemeinschaft scheint wieder zum Leben erweckt zu sein, und sie verfolgt einen finsteren Plan, denn aus dem Labor des ermordeten Kernforschers wurde Antimaterie entwendet.

Meine Meinung

In diesem Thriller von Dan Brown geht es um den Jahrhunderte alten Zwist zwischen Kirche und Wissenschaft. Wer hat recht? Stehen sie einander diametral entgegen, oder könnte es sein, dass sich Wissenschaft und Glauben miteinander vereibaren lassen? Dieser Meinung ist der Wissenschaftler und Priester Leonardo Vetra. Er glaubte, dass hinter allen wissenschaftlichen Entdeckungen Gott als deren Ursprung existiert. Wurde Vetra wegen dieser Grundüberzeugung ermordet? Und was hat das sagenumwobene Symbol der Illuminati damit zu tun, mit dem der Mörder ihn gebrandmarkt hat?

Genau das will der Direktor des Forschungsinstituts CERN von dem Symbologen Robert Langdon wissen, als er ihn frühmorgens anruft und auffordert, sofort zu ihm zu kommen. Langdon folgt der Aufforderung, weil er über die Gemeinschaft forscht und sich fragt, ob die Bruderschaft der Illuminati, die seit mehr als hundert Jahren aufgelöst sein soll, doch noch existiert.

In CERN lernt er neben dem Direktor auch die Ziehtochter des ermordeten Wissenschaftlers kennen. Sie berichtet, dass es ihr und ihrem Vater gelungen ist, Antimaterie herzustellen, womit sich das Energieproblem der Erde lösen ließe. Antimaterie kann aber  auch als Waffe eingesetzt werden: Ein Tropfen ist gefährlicher als eine Atombombe, und einen solchen Tropfen haben die Vetras hergestellt. Er befindet sich in einem Behältnis, das ihn stabilisiert und dessen Batterie genau 24 Stunden hält. Danach wird der Tropfen alles im Umkreis von einem Kilometer vernichten. Dieser Behälter ist gestohlen worden.

Eine Spur auf der Suche nach der gestohlenen Antimaterie führt Langdon und Vittoria nach Rom, genauer in den Vatikan. Dort wird der Behälter mit dem Tropfen von einer der Überwachungskamera aufgenommen. Das Problem besteht darin, dass die Kamera an einen unbekannten Ort innerhalb des Vatikans gebracht wurde. Als Langdon und Vittoria dort eintreffen, haben sie noch fünf Stunden Zeit, um die Antimaterie zu finden, und es gibt ein weiteres Problem. Zurzeit findet das Konklave statt, in dem die Erzbischöfe der Welt einen neuen Papst wählen. Außerdem sind die vier aussichtsreichsten Kandidaten verschwunden, die Papst werden könnten. Zusammen mit dem Leiter der Schweizer Garde gehen Langdon und Vittoria zum Camerlengo, der nach dem Tod des Papstes im Vatikan die Geschäfte führt. Als sie ihn auf die Gefahr aufmerksam machen, ruft der Mörder von Vittorias Vater an und teilt ihnen mit, dass die vier Kardinäle im Abstand von einer Stunde an öffentlichen Plätzen hingerichtet werden und dass der Vatikan um Mitternacht durch die Antimaterie zerstört werden wird.

Wir haben es hier mit einem klassischen Countdown-Szenario zu tun, in dem Langdon eine Schlüsselrolle spielt, weil die Morde an den Kardinälen in Analogie zu der Ermordung von vier Wissenschaftlern stattfinden sollen, die um 1600 von der katholischen Kirche umgebracht wurden. Langdon gelingt es, die Orte herauszubekommen, wo die Hinrichtungen stattfinden sollen.

Eine Stärke von Dan Brown besteht darin, dass er über das Handwerkszeug verfügt, komplexe Zusammenhänge so in die Handlung einzubauen, dass man am Ball bleibt. Bis Langdon und Vittoria im Vatikan eintreffen, befinden wir uns auf Seite 164 des 700seitigen Romans. Mich hat das nicht gestört, weil ich an Wissen generell interessiert bin;  manchem mögen die Browns Exkurse aber zu langatmig sein. Seine Beschreibungen vermitteln das Gefühl, dass der Autor die Vorgänge, Regelungen und die Beschreibungen der Räume ihm Vatikan umfassend recherchiert hat. Das wird wohl stimmen, aber wer den Roman „Konklave“ von Richard Harris gelesen hat, wird daran zweifeln, dass der Camerlengo nur einen niedrigen Rang hat und nicht am Konklave teilnehmen darf, wie Brown behauptet. Das lässt natürlich an vielen weiteren Details zweifeln, die er beschreibt.

Gut gefallen haben mir die Charakterisierungen der Hauptfiguren. Durch die anschaulichen Beschreibungen und in kurzen Rückblenden erfahren wir, wer sie sind und was sie antreibt.  

Die Handlung erhält ihre Spannung einmal durch die fünf Countdowns, die die Aktionen der Helden und ihrer Gegenspieler bestimmen. Insofern ist es ein durchweg spannendes Buch, in dem Langdon und Vittoria in Lebensgefahr geraten.

Gestört hat mich nicht so sehr das fantastische, unrealistische Szenario, sondern Teile von dessen Umsetzung. Es ist ja okay, wenn die Schweizer Garde sich manchmal dumm anstellt, aber was sie den beiden Reportern der BBC im Vatikan erlaubt, ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Noch schlimmer erweist sich das im Hinblick auf den Countdown. Auch fünf Minuten vor der bevorstehenden Explosion der Antimaterie stehen Hunderttausende auf dem Petersplatz und niemand fürchtet um sein Leben. Auch der Vatikan wird nicht evakuiert, und so geht es weiter und weiter. Ich weiß, dass viele Thriller-Begeisterte über so etwas hinweglesen, aber mich hat es gestört. Wenn sich die Schweizer Garde am Schluss nicht so extrem dämlich angestellt hätte, wäre das Buch über hundert Seiten kürzer geworden. Es ist klar, dass Robert Langdon alles aufklären muss, aber das hätte man geschickter erreichen können. Trotz dieser Logikfehler gebe ich eine klare Leseempfehlung.

Fazit

Eine spannende, Handlung mit vielen Wendungen, sympathische Helden, viele Rätsel und die philosophische Frage, welches Verhältnis Wissenschaft und Glauben zueinander haben. Ein lesenswerter Thriller.

                                              5 von 7

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