Klappentext
Es beobachtet. Es lernt. Und es tötet. Matthew Sobol ist einer der reichsten Männer des Silicon Valley und ein Computergenie. Doch seit langem leidet er an einer unheilbaren Krankheit. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf – zunächst unbemerkt, aber sehr bald schon wird deutlich, dass ein DAEMON den gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann ihm keiner entkommen.
Meine Meinung
Hauptprotagonist dieses Thrillers ist ein Toter. Matthiew Sobol hat CyberStorm Entertainment gegründet und mit Computerspielen Milliarden verdient. Bevor er an einem Hirntumor starb, verewigte er seine Mission in einem Computerprogramm, das er DAEMON nannte. Schon kurz nach seinem Tod hat der Daemon große Teile des digitalisierten Planeten infiziert und erobert, und seine erste Tat besteht darin, seine Entwickler zu töten.
Worin die Ziele des DAEMON bestehen, bleibt zunächst unklar. Klar ist nur, dass er immer mehr Macht gewinnt: vor allem dadurch, dass er Menschen rekrutiert, die bereit und in der Lage sind, ihm bei der Erreichung seiner Ziele zu helfen. Der DAEMON bezahlt seine neuen Mitarbeiter gut, und er gibt ihnen die Möglichkeit, in der Daemon-Hierarchie aufzusteigen. Zwei Mitarbeiter spielen eine besondere Rolle. Der erste ist Gragg, der sich Loki Stormbringer nennt. Er ist ein genialer Hacker, weshalb er schnell an die Spitze der DAEMON-Anhänger aufsteigt. Doch er ist auch grausam und menschenverachtend, und viele DAEMON-Anhänger fürchten ihn. Eine ganz andere Mitarbeiterin ist Anji Anderson, eine Fernsehsprecherin, die ihren Job verloren hat. Die Aufträge des Daemon machen sie reich und mächtig. Das bekommen vor allem diejenigen zu spüren, die versuchen, sich dem DAEMON entgegenzustellen: zum Beispiel Detektiv Sebeck, der den Auftrag hat, den Tod der beiden Mitarbeiter von CyberStorm Entertainment aufzuklären. Im Laufe seiner Ermittlungen, in denen der Daemon beziehungsweise die von ihm rekrutierten Menschen weitere Verbrechen begehen, trifft er auf den Hacker John Ross, der zunächst sein Hauptverdächtiger und später sein Helfer wird. Eine besondere Rolle spielt auch die Kryptolgraphin Natalie Philips, die bei der NSA arbeitet.
Inzwischen ist der DAEMON derart mächtig geworden, dass das FBI, die NSA und weitere amerikanische Institutionen, die für die Sicherheit des Landes verantwortlich sind, eine Task Force bilden, deren Ziel darin besteht, den DAEMON zu vernichten. Ein Mitglied dieser Task Force ist der Major, der insofern eine dubiose Rolle einnimmt, als er über einen enormen Einfluss verfügt, die Leserin aber nicht weiß, woher dieser stammt. Vom Major gehen die brutalsten und weitgehendsten Angriffe auf den DAEMON aus.
Das zentrale Thema von „Daemon“ und „Darknet“ ist es, die Gefahren aufzuzeigen, die in den Technologien stecken, die wir so selbstverständlich nutzen. Zugleich geht es um die Art und Weise, wie die für die Sicherheit zuständigen amerikanischen Institutionen mit diesen Technologien umgehen. Suarez mutet seinen LeserInnen in technischer Hinsicht einiges zu, versteht es aber meiner Ansicht nach gut, sie so zu erklären, dass man immer weiß, worum es geht und was damit erreicht werden soll. Ein bisschen weniger detaillierte Beschreibungen wären dem Lesefluss aber sicher förderlich gewesen.
Suarez führt uns die Gefahren unseres Umgangs mit Computertechnologien vor Augen. Er macht uns klar, welche unglaubliche Macht und welcher Reichtum sich in den Händen einiger weniger Menschen angehäuft haben und wie hilflos die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dieser Macht ausgeliefert wird.
Als Leser war ich hin und hergerissen, wer mir unsympathischer ist: die NSA und die Task Force, die den DAEMON vernichten will und die dabei an ihre Grenzen stößt. Oder der DAEMON, der sich permanent ausbreitet wie ein Virus und der zu teilweise brutalen Methoden greift, um seine Ziele zu verraten.
Was im ersten Band angedeutet wird, setzt sich im zweiten Band Darknet fort. Mit Detektiv Sebeck, John Ross und Natalie Philips erleben wir auf dramatische Weise, wie die im ersten Buch angeschnittenen Entwicklungen eine überraschende und erschreckende Eigendynamik annehmen.
Für mich ein unbedingt empfehlenswertes Buch, das einen kleinen Punktabzug durch die etwas zu detaillierte Beschreibung der Technik und das große Figurenarsenal erhält. Darunter leidet der Lesefluss, und manchmal fällt es schwer, sich mit den Charakteren zu identifizieren.
Fazit
Was mich neben der spannenden Handlung am meisten fasziniert hat, war die Erkenntnis, dass die Realität von den beschriebenen Ereignissen gar nicht so weit entfernt ist. Die beschriebenen Entwicklungen könnten tatsächlich eintreten.