Stefan Heiligtag

Tote Mädchen lügen nicht von Jay Asher

Achtung, diese Geschichte geht zu Herzen!

Klappentext

Man kann die Zukunft nicht stoppen. Man kann die Zeit nicht zurückspulen. Doch wer auf Play drückt, erfährt die Wahrheit.

Als Clay aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit Cassetten vor. Er legt die erste in einen alten Cassettenrekorder, drückt auf ‚Play‘ und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen umgebracht hat. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. 13 Gründe haben zu ihrem Selbstmord geführt, 13 Personen hatten ihren Anteil daran. Clay ist einer von davon …

 

Meine Meinung

In diesem Buch gibt es zwei Erzählstimmen. Die eine gehört Hannah, dem Mädchen, das sich umgebracht hat. Sie erzählt uns auf dreizehn Cassettenseiten, wieso sie Selbstmord beging. Jede Seite beschäftigt sich mit einer Person, die daran beteiligt war. Clay ist einer von diesen dreizehn Personen, denen die Cassetten zugeschickt werden. Ihm gehört die zweite Erzählstimme.

Clay hört sich in einer Mischung aus Trauer und Fassungslosigkeit alle Cassetten hintereinander an, während er zu den Orten geht, von denen Hannah erzählt. Er hatte sich heftig in Hannah verliebt, war aber zu schüchtern, um es ihr zu sagen. Nun erfährt er, wie schlimm es ihr in den letzten Monaten. Wir Leserinnen und Leser leiden mit Clay, wenn wir Hannahs todtraurige Geschichte miterleben.

Mich hat diese Geschichte von Beginn an ungemein berührt, denn Clay und Hannah sind sympathische Figuren, denen man das Beste wünscht, aber man weiß ja, dass es nicht so kommen wird.

Meiner Ansicht nach ist es völlig unrealistisch, dass Hannah ganz und gar nicht deprimiert rüberkommt. Sie spricht uns in einem frischen, sarkastisch-ironischen Ton an und reflektiert die Ereignisse, die ihr zustoßen mit pointierten Kommentaren. Wenn man es nicht wüsste, würde man nie auf die Idee kommen, dass sie kurz vor dem Selbstmord steht. Trotzdem kreide ich es dem Autor nicht an, sondern beglückwünsche ihn zu diesem Kunstgriff, denn wir leiden schon genug, wenn wir aus Clays Perspektive mitbekommen, wie sehr ihm Hannahs Worte zusetzen. Insgesamt ist mir das Buch sehr nahe gegangen, was ich auf den Erzählton der beiden Perspektiven zurückführe, aber auch darauf, dass die beiden Hauptfiguren unwahrscheinlich sympathisch rüberkommen. Obwohl man das Ende von Beginn an kennt, hofft man trotzdem, es möge gut ausgehen.

Der Autor beschreibt anschaulich, wie die vielen kleinen Demütigungen und falschen Beschuldigungen dazu führen, dass sie sich immer mehr isoliert und in eine tiefgreifende Hoffnungslosigkeit versinkt. Hannahs Mitschüler denken sich in den meisten Fällen nichts bei ihrem Verhalten. Sie denken gar nicht darüber nach, wie sich Hannah dabei fühlen könnte; es geht ihnen nur darum, ihr eigenes Image in der Schule zu verbessern. Nach der Lektüre des Buches kann man sich gut vorstellen, dass sich solche Prozesse in ähnlicher Form an vielen Schulen abspielen. Asher hat eine gute Form gefunden, sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen.

Ich bin gut mit dem Stil klargekommen, dass Hannahs Bericht oft von Clays Handlungen oder seinen Gedanken unterbrochen wird. Manchmal sind das längere Unterbrechungen, wenn er sich an frühere Situationen erinnert. Manchmal ist es aber nur ein Satz oder ein Ausruf. Man muss also sorgsam lesen und immer darauf achten, dass Hannahs Stimme kursiv gesetzt ist.

Mein einziger Kritikpunkt besteht darin, dass ich den Schluss für unglaubwürdig halte, auch wenn gut rauskommt, dass Hannah ein sensibles Mädchen ist, das die Dinge ernst nimmt. Ich kann hier nicht ins Detail gehen, weil ich sonst zu viel von der Handlung erzähle, aber so wie sie kurz vor Schluss mit der zwölften Person umgeht, scheint mir eher dadurch motiviert zu sein, dass der Autor noch einen besonders starken Grund brauchte, um den Selbstmord zu begründen. Vielleicht hängt das mit der Person ‚Hannah‘ zusammen. Hannah ist ein hübsches, humorvolles Mädchen, für das nicht nur Clay schwärmt. Sie ist nicht oberflächlich, ist selbstreflektiert und einfach eine total sympathische Person. Asher hat es sich damit aus meiner Sicht schwerer als notwendig gemacht, den Selbstmord plausibel zu machen.

Die letzten beiden Kapitel des Buches gefallen mir wiederum überaus gut, weil Asher Clay und seinen LeserInnen die Hoffnung zurückgibt. Clay erkennt, dass sein größter Fehler in seiner Schüchternheit und seinem Zögern bestanden hat, und wir erleben, dass er daraus seine Lehren zieht und sein Verhalten verändert.

Fazit

Dieses Buch geht unter die Haut, und ich empfehle unbedingt, es zu lesen, weil es ein Plädoyer dafür ist, aufmerksam mit seinen Mitmenschen umzugehen und auch mal den Mut zu haben, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich halte das Buch für unbedingt lesenswert.

                                                        6 von 7

 

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