Klappentext
Eine junge Frau, die um ihre Freiheit kämpft Ein friedfertiger Mann, der tödliche Rache schwört. Geheimnisse, die nie ans Licht kommen dürfen. 1868: Gerade noch träumt Louisa vom ersten Kuss, als ihr Vater ihr mitteilt, dass er sie an den ›Seelenhändler‹ verkauft hat. Sie soll in Amerika als Tanzmädchen für ihren Besitzer arbeiten, aber keines der Mädchen, die der ›Seelenhändler‹ bisher mitnahm, ist je zurückgekehrt …
Meine Meinung
Historische Romane gehören nicht zu meinen Lieblingsgenres, aber nachdem ich einmal angefangen hatte, „Unter fernem Himmel“ zu lesen, wollte ich dieses Buch von Jana Beck nicht mehr weglegen. Es ist der erste Band einer Trilogie.
Die 17jährige Louisa, die in einem Dorf bei Göttingen auf dem Hof ihres Vaters lebt, trifft es hart: Von einem Tag auf den anderen wird sie verkauft, weil der Vater seine Schulden nicht bezahlen kann. Nach drei Jahren soll sie zurückkehren dürfen, aber das hat noch keines der Mädchen getan, die im Laufe der Jahre vom sogenannten ›Seelenhändler‹ nach San Franzisco mitgenommen wurden.
Jana Beck Schreibstil ist leicht und anschaulich, und wir empfinden jederzeit mit Louisa mit, aus deren Sicht der Roman größtenteils geschrieben ist. Ich habe von Anfang an mit ihr gezittert, weil sie ihr Schicksal nicht einfach hinnimmt, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht, ihrem Schicksal zu trotzen. Vielleicht ist sie dabei manchmal etwas zu naiv, aber das mag auch normal sein, weil sie erst siebzehn ist und außer ihrem Dorf keinen anderen Ort kennt. Gut gefallen hat mir, dass sie trotz ihrer eigenen, scheinbar hoffnungslosen Lage, stets bereit ist, anderen Menschen zu helfen.
Im ersten Band der Trilogie begleiten wir Louisa und vier Leidensgenossinnen auf dem Weg nach San Franzisco. Der ›Seelenhändler‹ bringt sie von Göttingen nach Bremerhaven und von dort nach New York. Danach geht es mit dem Schiff durch den Panamakanal weiter, und auf dieser Reise treffen wir jede Menge unterschiedlichster Charaktere, was zu spannenden Konflikten führt. Auch die Schauplätze des Jahres 1868 wurden für mich plausibel, nachvollziehbar undanschaulich geschildert – zum Beispiel die beengten Verhältnisse an Bord des Schiffes und die furchtbaren hygienischen Verhältnisse.
Es ist das Ehepaar ›Hart‹, das dem Seelenhändler Louisa für hundert Dollar abkauft, damit sie als Tanzmädchen (Hurdy-Gurdy-Girl) für sie Geld verdient. Dazu bringen sie sie in die Goldgräberstadt Barkerville, wo der Bruder von Mrs. Hart ein Tanzlokal hat. Anschaulich beschreibt Jana Beck Louisas Entsetzen, als ihr befiehlt, freizügige Kleider anzuziehen und sie zwingt, mit schwitzenden Männern zu tanzen, die sie nicht selten begrabschen.
Ein wenig irritiert hat mich, als nach über der Hälfte ab und an zwei andere Perspektivfiguren im Roman auftauchen. Da ist einmal der junge Goldgräber Finn und Doktor Kennock, die beide eigene Themen in die Handlung einbringen. Bevor klar wird, worum es sich dabei handelt, endet der erste Teil der Trilogie, was tatsächlich recht abrupt geschieht. Es lässt vermuten, dass die drei Bücher ursprünglich nicht als Trilogie geplant worden sind. Trotz dieses kleinen Mankos spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.
Fazit
Die siebzehnjährige Louisa wächst im Laufe der Geschichte als gepeinigtes, herumgestoßenes Hurdy-Gurdy-Girl über sich hinaus und gibt uns die Möglichkeit, auf anschauliche und spannende Weise etwas über dieses weitgehend unbekannte Stück deutsch-amerikanischer Geschichte zu erfahren