Stefan Heiligtag

Laura Lee: Windsor Academy 1 – Wicked Liars

Eine düstere Bully-Romance-Geschichte mit einer toughen Heldin und einem undurchsichtigen, attraktiven Gegenspieler

Klappentext

Alles Lügner.
Jeder einzelne von ihnen.
Die Könige und Königinnen meiner neuen High School.
Der Vater und die Stiefmutter, die ich vorher nicht kannte.

Alle sind reicher und mit mehr Privilegien ausgestattet, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Und alle haben sie böse, schmutzige Geheimnisse, die sie mit allen Mitteln wahren wollen.

Diese Leute sind es gewohnt, das zu bekommen, was sie wollen. Im Moment heißt das, mir das Leben zur Hölle zu machen.

Pech für sie, dass man niemanden brechen kann, der bereits gebrochen ist.
Pech für sie, dass ich niemals kampflos aufgeben werde.
Pech für sie, dass ich sie dafür bezahlen lassen werde… und wenn es das Letzte ist, was ich tue.

Meine Meinung

Eine Warnung vorweg: Windsor Academy ist eine düstere Highschool-Romanreihe, in der es derbe Dialoge, harte Themen wie Missbrauch und ein paar explizite erotische Szenen gibt. Wer so etwas nicht mag, sollte die Finger davon lassen. Andererseits macht die Düsterkeit den besonderen Reiz dieser Bully-Romance aus.

Hauptfigur ist die 17jährige Ich-Erzählerin Jasmine, die Jazz genannt werden möchte. Nach dem Tod ihrer Mutter ist ihre sechsjährige Halbschwester Belle alles, was sie hat. Da sie noch nicht volljährig ist, bestimmt das Jugendgericht, dass Jazz bis zu ihrer Volljährigkeit bei ihrem leiblichen, reichen Vater leben soll, der behauptet, nichts von ihrer Existenz gewusst zu haben.

Was Jazz in ihrer neuen Familie und in ihrer neuen Schule erwartet, erfährt sie, kaum, dass die Sozialarbeiterin sie zum Haus ihres reichen Vaters gebracht hat. Die Bedienstete, die sie hereinlässt, kritisiert ihre Frisur und ihre heruntergekommene Kleidung und bittet sie, sich für das Abendessen mit der Familie umzuziehen. Jazz begutachtet gerade die Kleider, die in ihrem gigantischen Kleiderschrank für sie bereitliegen, als es zu folgender Begegnung kommt.

»Du bist also der Sozialfall«, sagt eine hochnäsige Stimme hinter mir.

Ich erschrecke, drehe mich um und erblicke ein ausgesprochen attraktives Mädchen, das mich anschaut. Sie ist wirklich hübsch und ungefähr in meinem Alter. (Es folgt eine Beschreibung von ihr und ihrer Kleidung) Ich mustere sie und merke, wie sich ihre Lippen angewidert kräuseln, während sie das Gleiche mit mir macht. Das muss meine neue Stiefschwester sein.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Schon mal was von Anklopfen gehört?«

Sie macht es mir nach und schiebt ihre riesigen Titten hoch. Oje, die können kaum echt sein. Sie ist extrem schlank, abgesehen von den aufgeblasenen Ballons, die an ihrer Brust hängen.

»Ich habe geklopft. Du hast nicht geantwortet.«

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Und trotzdem bist du einfach eingetreten? Was willst du, Peyton?«

Sie spitzt ihre rosafarbenen, glänzenden Lippen. »Ich sehe, du hast von mir gehört.«

»Leider. Dein Ruf als Zicke eilt dir voraus.«

Ich weiß, das war ein wenig hart, wenn man bedenkt, dass ich sie gerade erst kennengelernt habe, aber ich habe mich immer für einen guten Menschenkenner gehalten. Und diese Tussi erscheint dem Lehrbuch für fiese Mädchen entsprungen zu sein.

Ihre blauen Augen verengen sich, während sie ihr glänzendes Haar über ihre Schulter wirft. »Gut. Dein Leben wird einfacher sein, wenn du verstehst, wie die Dinge hier funktionieren.«

Ich stemme eine Hand in meine Hüfte. »Ach ja? Was genau willst du mir damit sagen?«

Peyton strafft ihre Schultern und hebt ihr Kinn an. »Dass du nur hier bist, weil Daddy sein Image nicht durch ein uneheliches Kind beschmutzen wollte. Ich bin seine einzige richtige Tochter, in allen Aspekten, auf die es ankommt. Und wenn wir nach Windsor kommen, ist das mein Jahrgang, in dem ich den Ton angebe. Du gehst mir mit deinem Getto-Arsch aus dem Weg und hältst dich von meinem Freund Kingston Davenport fern.«

Ich grinse. »Hast du etwa Angst um ihn?«

Sie schnauzt mich an. »Wohl kaum.«

»Warum warnst du mich dann, mich von deinem Freund fernzuhalten?« Ich schiebe meine Unterlippe vorl. »Ach Schätzchen, fühlst du dich etwa von mir bedroht?«

Peyton ballt die Fäuste. »Hör zu, du Abschaum. Du hast nichts gegen mich in der Hand. Kingston würde dich nicht anfassen, selbst wenn es um sein Leben ginge. Sicher, Bentley würde sich von dir einen blasen lassen. Seien wir ehrlich, er würde sich von praktischer jeder einen blasen lassen, aber in dem Moment, in dem er seine Ladung abgefeuert hat, würde er dich zur Seite schieben, weil du unter seiner Würde bist. Du gehörst nicht dazu. Je schneller du das in deinen winzigen Schädel bekommst, desto besser. Glaub mir, wenn ich sage, dass du dich nicht mit mir anlegen willst.«

Ich lächle zurück und frage mich, was der liebe Daddy wohl denken würde, wenn er hören würde, wie seine kleine Prinzessin über Blowjobs und F-Bomben spricht. Und wer zum Teufel ist Bentley? Mein Gesichtsausdruck muss Peyton nervös machen, denn sie beginnt, auf den Füßen auf und ab zu wippen.

»Nein, jetzt hörst du einmal zu.« Mit jedem Schritt, den ich nach vorne mache, weicht sie zurück. »Ich bin gewissermaßen auf der Straße groß geworden, Schlampe. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles gesehen habe und was ich alles dabei gelernt habe. Was für widerwärtige Leute ich kenne. Wenn sich hier also jemand Sorgen machen sollte, dann bist du es.«

Ich habe tatsächlich gelernt, mich zu verteidigen, wenn es nötig ist, aber meistens bluffe ich nur. Ich habe mein Leben lang versucht, Ärger zu vermeiden, wann immer es möglich war, aber Peyton braucht das nicht zu wissen. Ich habe das Gefühl, wenn ich mich nicht von Anfang an gegen sie wehre, bekomme ich keinen Fuß mehr auf den Boden.

Jazz ist eine starke Heldin, Sie ist nicht nur tough, sondern auch eine hervorragende Schülerin, die ihre Halbschwester Belle aus den Klauen ihres alkoholsüchtigen Vaters befreien will, sobald sie achtzehn geworden ist. Doch vor allem lässt sie sich nichts gefallen, obwohl ihre neue Familie sich überaus snobistisch und kalt darstellt und an ihrer neuen Eliteschule eine klare Rangordnung besteht. An deren Spitze stehen ihre Stiefschwester Peyton und Kingston, die von ihren Mitschülern tatsächlich als König und Königin bezeichnet werden. Jazz hat von ihrer Mutter gelernt, sich zu wehren und niemals aufzugeben. Sie tritt dem Mobbing, das beide betreiben, selbstbewusst entgegen.

Die zweite Perspektivfigur ist der großspurige, herrische Kingston, der mit seinen beiden Bully-Freunden das Sagen in der Schule hat. Er ist zwar ein Tyrann, verfolgt aber auch noch andere Ziele und hat jede Menge Geheimnisse und Informationen, über die wir Leser nur wenig erfahren. Klar, dass Jazz und Kingston eine starke Anziehung füreinander empfinden. In den meisten Begegnungen fetzen sie sich allerdings, was einen großen Reiz des Buches ausmacht.

Erwähnen möchte ich noch die quirligen Dialoge, die nicht nur zwischen den beiden Hauptfiguren stattfinden, sondern auch mit anderen Charakteren, die mir durchweg gut gefallen haben. Erwähnen möchte ich beispielhaft nur Kingstons Schwester Ainsley, die unwahrscheinlich sympathisch rüberkommt und seinen Freund Bentley, der zwar sexistisch, aber auch charmant ist.

Der erste Band der Reihe bietet spannende Unterhaltung, weil es viele Plot-Twists gibt, und der Cliffhanger am Ende wirft jede Menge Fragen auf. Ich freue mich schon auf Band 2.

 Fazit

Wer pointiert geschriebene Bully Romance-Romane mit einem wendungsreichen Plot mag, dem kann ich die Windsor Acadamy-Reihe nur empfehlen.

                              6 von 7 Punkten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge