Klappentext
Hoffnung ist stärker als Hass, Liebe ist stärker als Furcht. – Die 18-jährige Ophelia Scale lebt im England einer nicht zu fernen Zukunft, in dem Technologie per Gesetz vom Regenten verboten ist. Die technikbegeisterte und mutige Kämpferin Ophelia hat sich dem Widerstand angeschlossen und wird auserkoren, sich beim royalen Geheimdienst zu bewerben. Gelingt es ihr, sich in dem harten Wettkampf durchzusetzen, wird sie als eine der Leibwachen in der Position sein, ein Attentat auf den Herrscher zu verüben. Doch im Schloss angekommen, verliebt sie sich unsterblich in den geheimnisvollen Lucien – den Bruder des Regenten. Und nun muss Ophelia sich entscheiden zwischen Loyalität und Verrat, Liebe und Hass …
Meine Meinung
Ophelia Scale lebt im England des Jahres 2135. Sechs Jahre zuvor ist Leopold de Marais durch einen Putsch an die Macht gekommen und König von Europa geworden. Er nennt seine Herrschaftsform ‚Die Abkehr‘, weil er der Ansicht ist, dass die Menschen immer gefühlskälter miteinander umgehen und ihre Mitmenschlichkeit verlieren, weil sie sich in eine Welt der Technik geflüchtet haben. Der König sorgt für die Menschen, indem er sie mit Lebensmitteln, Unterkunft und einem Minimum an Luxus ausstattet, aber der Gebrauch fortschrittlicher Technik wird hart bestraft.
Bei dieser Ausgangslage habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass jemand sich einfach mal so zum König von Europa putscht, die zehn mächtigsten Technikkonzerne der Welt entmachtet und nebenbei Amerika, Afrika, Asien und Australien davon überzeugt, dem Weg der Abkehr zu folgen. Ich habe mich nicht sonderlich daran gestört, weil diese Punkte für die Handlung des Buches keine große Bedeutung haben. Ich erwähne es nur, weil es der einzige Kritikpunkt ist, den ich bei diesem wunderbaren Buch habe.
Ophelia Scale ist ein echter Technikfreak. Sie wusste schon mit zehn Jahren, dass sie Ingenieurin werden will. Ihre Eltern, beide Spitzenwissenschaftler in ihren jeweiligen Disziplinen, hatten ihr vorgelebt, wie faszinierend diese Welt ist. Sie will die Abkehr nicht hinnehmen, weshalb sie sich schon mit vierzehn Jahren der Widerstandsgruppe „Reverse“ anschließt. Vier Jahre später ist sie technisch auf der Höhe der Zeit und eine exzellente Kämpferin mit einem untrüglichen Gespür für die Schwächen ihrer Gegner. Sie hat nämlich eine besondere Fähigkeit, die sie von allen anderen Menschen unterscheidet. Sie beruht auf einem Gendefekt und versetzt sie in die Lage, Informationen weitaus schneller als jeder normale Mensch aufzunehmen und zu verarbeiten. Der Nachteil besteht darin, dass ihr Gehirn diesen Zustand nur wenige Stunden aushalten kann. Noch bevor die Abkehr die Macht übernahm, hat Ophelias Mutter einen speziellen „InterLink“ entwickelt, der Ophelias Fähigkeiten künstlich eindämmt und so verhindert, dass ihr Gehirn „verbrennt“.
Seit ein paar Monaten hat Ophelia einen Grund mehr, den König und die Abkehr zu hassen. Ihr Freund Knox, ebenfalls ein Widerstandskämpfer, wurde bei einem Sabotageakt gefangengenommen und dafür mit dem sogenannten Clearing bestraft. Beim Clearing werden einem die Erinnerungen für einen bestimmten Zeitraum genommen. Das können ein paar Minuten, ein paar Stunden oder Jahre sein. Knox wurden zehn Jahre seiner Erinnerung gelöscht. Das hat ihn auf das Niveau eines zehnjährigen Kindes zurückgeworfen, das Ophelia nicht mehr erkennt. Ihre regelmäßigen Besuche bei Knox tun ihr unendlich weh. Sie beschließt, alles zu tun, um den König zu töten und damit die Abkehr zu beenden.
Die Gelegenheit ergibt sich, als der König europaweit Freiwillige für seinen Geheimdienst sucht, dessen Mitglieder die Schakale genannt werden. Die Auswahl ist extrem hart, aber Ophelia gelingt es, in den engsten Kreis der Anwärter zu gelangen, wobei sie sogar die OmnI austricksen kann. Das ist eine künstliche Intelligenz, die der König dazu benutzt, um Verräter zu entlarven. Ophelia gelingt es nur deshalb, die Omni zu überlisten, weil sie ihre InterLinks abschaltet und so Zugriff auf ihre erweiterten Fähigkeiten hat.
Sie kommt mit den übrig gebliebenen vierzig Bewerbern nach Maraisville, dem Wohnsitz des Königs, wo sie zum Schakal ausgebildet wird. In dieser Zeit fühlt sie sich allein, bis sie dem attraktiven und charmanten Lucian begegnet. Sie spürt eine enorme Anziehung zu ihm, weshalb ihr Entsetzen umso größer ist, als sie erfährt, dass er nicht nur ein Schakal, sondern der Bruder des Königs ist. Trotzdem verliebt sie sich in ihn und lernt durch ihn den König kennen, der ihr noch weitere Gründe nennt, warum er die Abkehr ausgerufen hat. Ophelia gerät in einen Gewissenskonflikt: Soll sie Lucian und dem König glauben? Oder treiben sie ein falsches Spiel mit ihr?
Fazit
Dieses Buch hat alles, was zu einer spannenden Dystopie gehört: eine leidenschaftliche Heldin, einen Auftrag, mit dem sie die Welt von einem Tyrannen befreien will und einen Konflikt, der sie an ihrem Auftrag zweifeln lässt. Es gelingt Lena Kiefer zu jedem Zeitpunkt, uns mit ihrer leidenschaftlichen Heldin mitzittern zu lassen.