Klappentext
Ein normales Leben gehört zu den Dingen, die sich Ruby hart erkämpft hat, denn sie wahrt ein Geheimnis: Ihre wahre Identität! Als Hüterin einer unvergleichlichen Gabe, die ihr Fluch und Segen zugleich ist. Geflohen vor ihrer Vergangenheit und einer Zwangsheirat mit dem König von Giarnarni, wähnt sie sich in Sicherheit. Es gelingt ihr, sich auf der Erde zu verstecken, doch dann wird sie in ihre Heimat entführt. Ist damit ihr Schicksal besiegelt?
Meine Meinung
Da muss man erst mal drauf kommen: Giarnarni ist ein mondgroßer Planet nahe des Saturns, und die Geschrodts (die Menschen von Giarnarni) können mit Hilfe von Übergangskugeln zwischen den Planeten hin- und herspringen. Doch während die Erde groß, technikorientiert und politisch wie kulturell vielgestaltig ist, herrscht auf Giarnarni ein mächtiger König in einer mittelalterlichen Welt. Außerdem verfügen die meisten Geschrodts über magische Fähigkeiten – die einen mehr, die anderen weniger. Je größer die magischen Fähigkeiten sind, desto höher ist ihre Position in der Gesellschaft.
Protagonistin ist die 17jährige Ruby, die eigentlich Rubina heißt und Tochter eines Adeligen ist. Sie flüchtete auf die Erde, um nicht König Leon heiraten zu müssen, dem sie im Alter von zwei Jahren versprochen wurde. Ruby möchte ihr Schicksal selbst bestimmen. In Tim findet sie auf der Erde die Liebe ihres Lebens.
Doch ihr Glück währt nicht lang. Die Soldaten ihrer Eltern, angeführt von Rubys Jugendfreund Thomas, spüren sie auf. Trotz ihrer heftigen Gegenwehr bringen sie sie zurück zu ihren Eltern und diese eskortieren sie sofort an den Hof des Königs von Giarnarni.
Die Handlung lebt von der wunderbar störrischen Ich-Erzählerin ›Ruby‹, die weder eine Gabe haben noch mit einem Adeligen oder König verheiratet werden will. Sie möchte ihr Leben selbst bestimmen, was in Giarnarni verpönt ist; hier hat man sich in das starre Machtgefüge von König, Adeligen und Volk sowie die Herrschaft der Männer zu fügen.
Ruby hat die bedeutsamste aller Gaben erhalten: die Gabe des Glücks, das sie jedem zuteilwerden lassen kann. Als sie an den Hof von König Leon kommt, verschweigt sie diese Gabe, weil sie weiß, dass der König sie niemals freigeben würde, wenn er davon wüsste. Zu ihrem Glück hat Leon schon eine andere Braut für sich ausgewählt, aber weil er Ruby hasst, behält er sie am Hofe, um sie zu schikanieren. Eine spannende Ausgangssituation, aus der sich viele Verwicklungen und Intrigen ergeben, über die ich an dieser Stelle natürlich schweige.
Mir hat vor allem der flotte Stil gefallen und die widerborstige Art, mit der Ruby dem König und anderen Adeligen der Gesellschaft gegenübertritt. Es gelingt der Autorin gut, die emotionale Situation von Ruby einfühlsam zu beschreiben und uns ihrer Handlungen und Gefühle verständlich zu machen. Oft handelt sie, ohne zu bedenken, was das für Konsequenzen für die Menschen hat, die ihr nahestehen. Für mich war es stets nachvollziehbar, dass die siebzehnjährige Ruby noch einiges Entwicklungspotenzial hat.
Ein Manko sehe ich darin, dass Ruby ihre Glücksgabe so gut wie nie einsetzt, weshalb die Geschichte eigentlich unlogisch ist. Denn täte sie es, würde die Gabe des Glücks sie und ihre Freunde aus den Zwängen, die ihnen der König auferlegt, befreien. Das zweite kleine Manko betrifft die Vorannahme, die Geschrodts lebten auf einem mondgroßen Planeten nahe des Saturn. Biologisch ist das unsinnig, und es hätte jede Menge plausibler Möglichkeiten gegeben, sie zwischen zwei Welten hin- und herpendeln zu lassen.
Wer sich an diesen Kleinigkeiten nicht stört, wird viel Spaß an Band 1 der Reihe haben und nach dem bösen Cliffhanger am Ende des Buches neugierig sein, wie es weitergeht.
Fazit
Ruby ist eine faszinierende Heldin, hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung und den Rücksichten, die sie auf ihre Freunde und ihre Familie nehmen will. Mit König Leon hat sie einen gefährlichen Gegner, der auch für Band Spannung verspricht.