Stefan Heiligtag

Ruth Ware – Das Chalet

Ein Locked-Room-Szenario mit viel Rätselraten und einem packenden Ende!

Klappentext

Ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen mitten im tiefsten Winter. Die Mitarbeiter eines erfolgreichen Social-Media-Start-ups haben sich hier eingemietet, um über das Übernahmeangebot eines großen Unternehmens zu diskutieren. Die Stimmung ist angespannt. Alle hier haben etwas zu verlieren. Und manche viel zu gewinnen. Dann beginnt das Grauen: Ein Mitglied der Gruppe nach dem anderen wird ermordet oder verschwindet. Nach einem Lawinenabgang ist das Chalet von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt keinen Handyempfang. Der Killer muss einer der Gäste sein …

 

Meine Meinung

Der Ort, an dem sich fast die gesamte Romanhandlung abspielt, ist ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen. Für das Locked-Room-Szenario sorgt ein Schneesturm, der es den dort versammelt en Personen schwer bis unmöglich macht, den Ort zu verlassen.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: aus der Sicht von Liz und der  von Erin. Letztere managt das Chalet und ist  eine Art Mädchen für alles, das dafür zu sorgen hat, dass die jeweiligen Gäste sich wohlfühlen. Erin zur Seite steht Danny, der schwule Koch, mit dem sie sich wunderbar versteht und die zusammen ein klasse Team abgeben. Für das Wochenende erwarten sie die Mitglieder einer Firma, die eine App namens „Snoop“ entwickelt hat und damit Millionen scheffelt.

Die Mitglieder der Firma sind jung, erfolgreich und überwiegend arrogant, was vor allem für die beiden Chefs und Hauptanteilseigner der Firma, Topher und Eva zutrifft. Liz, die zweite Perspektivfigur reist zwar mit den anderen Firmenmitgliedern an, aber es ist auf den ersten Blick klar, dass sie nicht dazugehört. Sie ist weder so eloquent noch so gut aussehend wie die anderen, und sie fühlt sich sichtlich unwohl in der Gruppe. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass sie früher einmal in der Firma angestellt war und dass sie einen minimalen Firmenanteil besitzt, was auch der Grund ist, warum sie dabei ist. Denn die Mitglieder von Snoop treffen sich in dem Chalet, um zu  entscheiden, ob sie die Firma verkaufen oder an die Börse bringen wollen. In Bezug auf diese Frage ist die Gruppe gespalten. Jeweils die Hälfte der Truppe versammelt sich hinter ihren Chefs, Topher und Eva.

Ein Problem bei Locked-Room-Thrillern besteht oft darin, den Lesern, bevor es zu den Morden kommt, die ganzen potenziellen Verdächtigen vorzustellen. Bei Erin und Danny ist Ruth Ware das gut gelungen, weil sie zu Beginn überaus sympathisch beschreibt, wie die beiden sich auf die Ankunft der Gäste vorbereiten. Aber es sind eben zehn Gäste, die kommen, und das ist eine ganze Menge, zumal alle bis auf Liz, jung, dynamisch und überheblich rüberkommen. Die Autorin begegnet diesem Problem, indem sie einige der Firmenmitglieder mit einem Steckbrief vorstellt und dadurch, dass Erin eine Gästeliste hat, die auch abgedruckt ist. Die musste ich  auch einige Male konsultieren, um die Personen zuzuordnen. Ich könnte mir vorstellen, dass man einige Mitarbeiter weniger klischeehaft hätte zeichnen können und dann auch ohne diese Liste ausgekommen wäre.

Gut gefallen hat mir, wie die Autorin die angespannte Atmosphäre im Firmenteam beschreibt und wie Erin alles daransetzt, ihre Gäste trotz der offensichtlichen Spannungen zufriedenzustellen. Man spürt, dass sich eine Katastrophe anbahnt, und als Topher kurz vor dem angekündigten Schneesturm darauf besteht, noch eine gemeinsame Abfahrt zu machen, ist klar, dass das einer der Anwesenden das nicht überleben wird. Es ist Eva, die Chefin, die nicht von ihrer Abfahrt zurückkehrt, wobei zunächst unklar ist, ob sie einen Unfall gehabt und ob sie überlebt hat, denn der Schneesturm verhindert, dass man sich auf die Suche nach ihr begeben kann. Als weitere Mitglieder der Firma sterben, ist aber klar, dass sich ein Mörder oder eine Mörderin unter ihnen befindet.

Erin ist die klare Sympathieträgerin dieses Thrillers. Ruth Ware verleiht ihr dadurchTiefe, weil man merkt, dass sie nicht nur die souveräne Managerin ist, sondern auch ein paar unverarbeitete Päckchen mit sich herumträgt, die in der Geschichte auch zum Tragen kommen.

Obwohl ich mit meiner Vermutung, wer die Morde begeht, relativ früh richtig lag, fand ich den Thriller durchweg spannend. Einmal, weil mir die Motivation für die Morde nicht klar war, aber auch wegen des spannenden Showdowns.

Fazit

Ein spannender, gut geschriebener Thriller mit einer sympathischen Hauptfigur, viel Atmosphäre und Rätselraten und einem spannenden Showdown.

                                                                        5 von 7

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