Stefan Heiligtag

Simon Mason – Running Girl

Ein spannender Jugendkrimi mit einem hochintelligenten, eigensinnigen Helden, der nichts tut, was ihm keinen Spaß macht.

Klappentext von Running Girl

Garvie Smith ist 16, sieht hammer aus, hat ein fotografisches Gedächtnis und den höchsten IQ, den es je an der Schule gegeben hat – plus die miesesten Noten. Wozu auch der Stress? Das Leben nervt total. Nie passiert irgendetwas Spannendes … Bis eines Tages die Leiche von Garvies Ex-Freundin Chloe aus dem Teich gefischt wird. Und der junge Kommissar Singh sich bei seinen Ermittlungen einfach zu dämlich anstellt. Jetzt muss Garvie wohl oder übel eingreifen. Langeweile? Endlich mal keine. Schule? Muss halt warten.

 

Meine Meinung

In diesem Jugendkrimi ist dem Autor mit Garvie Smith für ein jugendliches Zielpublikum eine wunderbare Hauptfigur gelungen. Denn Garvie ist hochintelligent, ziemlich cool, und er hat grottenschlechte Schulnoten, weil er sich langweilt und keinen Sinn im Lernen sieht. Erfrischend fand ich es, dass er sich nicht in die IT-Welt flüchtet, die er ebenfalls langweilig findet, sondern am liebsten mit Freunden abhängt und Gras raucht. Er lügt seine Mutter und andere Erwachsene diesbezüglich an, aber nicht, weil sie ihm egal oder unwichtig sind, sondern weil er einen extrem starken Drang hat, sein Leben so zu gestalten, wie er es will. Es ist eine Stärke des Buches, dass Garvie sich im Laufe des Buches aus seiner Null-Bock-Haltung herausentwickeln wird.

Mit Garvie kann man sich vor allem deshalb gut identifizieren, weil er seine Mitmenschen trotz seiner geistigen Überlegenheit nie herablassend behandelt. Er ist ein schweigsamer Typ, kann aber, wenn er etwas wissen will, erstaunlich flexibel mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern umgehen.

Am Anfang des Buches lernen wir Garvies Nullbock-Haltung kennen. Zur großen Verdrossenheit seiner Mutter tut er absolut nichts für die Schule. Daran wird sich bis zum Schluss nichts ändern, aber er möchte den Tod seiner früheren Freundin Chloe aufklären.  Er kennt sie gut, weshalb ihm an ihrem Tod mehrere Ungereimtheiten auffallen, die der Inspektor nicht hören will, der den Fall untersucht.

Als erwachsener Leser hat es mich schon gestört, wie dämlich sich Inspektor Singh anstellt. Dass er sich zum Beispiel weigert, Garvie zu verhören, kann man sich in der Realität kaum vorstellen, zumal er alle anderen Mitschüler ausführlich befragt und Garvie Chloe mit am besten kannte. In einem Jugendkrimi finde ich das okay; schließlich muss es einen Grund geben, warum der jugendliche Held in Aktion tritt.

Dass die Handlung abwechselnd aus Garvies und Singhs Perspektive erzählt wird, sehe ich als ein kleines Manko des Buches, denn es ist deutlich langweiliger, dem Kommissar zu folgen als Garvie. Vielleicht ist das aber notwendig, weil man sonst überhaupt nicht verstehen würde, wieso er sich so dämlich verhält.

Die Handlung ist abwechslungsreich, weil es viele Spuren und Rätsel gibt, die wir LeserInnen lösen müssen, und sie ist spannend, weil Garvie mehrmals in lebensbedrohliche Situationen gerät. Die Hauptverdächtigen sind ausnahmslos Männer mit einer gefährlichen Vergangenheit, und die Verfolgungsjagden sind spannend.

Die Lösung entwickelt sich schlüssig aus den Indizien heraus, so dass ich kurz vor Schluss sehr zufrieden mit dem Buch war. Die allerletzte Schleife, die Simon Mason seinen jungen Helden drehen lässt, konnte ich allerdings nicht nachvollziehen. Denn am Schluss wird dann noch ein ganz anderer Mörder präsentiert, was leider völlig unglaubwürdig ist. ‚Für mich passt der Schluss nicht zum Buch, und er hat noch einen weiteren Nachteil: Man weiß am Schluss auch gar nicht, warum der Mörder Chloe eigentlich umbringen musste. Zumindest ich sehe kein echtes Motiv. Schade, weil es so überflüssig ist. Dafür ziehe ich einen ganzen Punkt ab.

Fazit

Die meisten Jugendliche werden sich hervorragend mit Garvie identifizieren können. Einmal, weil weil sie seine Schulunlust nachvollziehen können, und zweitens, weil Garvie nicht nur clever, sondern auch geschickt und einfühlsam mit den Menschen umgeht, die mit dem Mord an Chloe in Verbindung stehen. Trotz des unglücklichen Schlusses gebe ich für den Krimi eine klare Leseempfehlung.

                                                               5 von 7

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