Stefan Heiligtag

Stephen King – Später

Eine witzig geschriebene Horrorstory mit einem sehr jungen Helden, der sich zu behaupten weiß!

Klappentext

Jamie Conklin wächst in Manhattan auf und wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, aber er steht seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und sogar mit ihnen reden. Und sie müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestsellersaga bleibt leider unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe von unabsehbaren Ereignissen los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.

Meine Meinung

Bevor die Geschichte losgeht, stellt sich uns der junge Held mit folgenden Worten vor: „… Ich heiße Jamie Conklin, und einmal habe ich einen Thanksgiving-Truthahn gemalt, den ich für saugeil hielt. Später – und zwar nicht viel später – stellte ich fest, dass er eher saumäßig misslungen war. Manchmal ist die Wahrheit echt beschissen.

Das Ganze ist wohl eine Horrorstory. Also dann mal los..“

Das Buch hat mich von der ersten Seite an durch den Erzählton des Ich-Erzählers Jamie für sich eingenommen. Wir begleiten ihn von seinem sechsten bis zum fünfzehnten Lebensjahr. Jamies erste Begegnung mit einem Geist hat für uns LeserInnen vor allem deshalb einen urkomischen Anstrich, weil Stephen King die Sichtweise eines Sechsjährigen absolut authentisch zu rüberzubringen weiß.

Der zweite Punkt, der mir total gefallen hat, ist Jamies Beziehung zu seiner Mutter. In jedem Satz kommt die tiefe Liebe zwischen den beiden zum Ausdruck. Trotz der schwierigen Lebensumstände – Jamies Mutter ist eine Literaturagentin, die nur einen erfolgreichen Autor unter Vertrag hat, haben sie einen schönen, humorvollen Umgang miteinander. Zum Beispiel unterstützen sie sich gegenseitig andauernd mit einem „Ja, ja, ja“, was Jamie des öfteren nutzt, um seine ansonsten oft traurige Mutter zum Lachen zu bringen.

Der erfolgreiche Autor, der für einen Gutteil des Einkommens der Familie verantwortlich ist, heißt Regis Thomas, den seine Mutter deshalb scherzhaft als ihre Kronjuwelen bezeichnet. Als Regis Thomas stirbt, ist Jamie neun Jahre alt, und er beschreibt dieses Ereignis so:

„Regis Thomas ist tot. Das Kronjuwel ist gerade aus unserer Krone gefallen.

Hier muss ich eine Pause einlegen, um etwas über Regis Thomas zu erzählen. Meine Mutter hat immer gesagt, die meisten Schriftsteller wären so merkwürdig wie ein im Dunkeln leuchtender Kackhaufen, und Mr. Thomas war ein gutes Beispiel dafür.“

Es folgt eine pointierte Beschreibung des Schriftstellers und seines Werks, das Jamie verschlungen hat; obwohl ihm klar ist, dass die ausufernden Sexszenen ihm mehr über dieses Thema vermitteln, als es für sein Alter angemessen ist.

Ich darf so viel verraten, dass die Begegnungen mit den Geistern der kürzlich Verstorbenen nicht das Horrorelement der Geschichte sind. Es gibt da noch ein paar andere schlimme Figuren, auf die ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingehen darf. Ich will nur so viel sagen: Mir hat das Buch  inklusive der teilweise irrwitzigen Wendungen von vorne bis hinten gut gefallen.

Fazit

Diese herrlich witzige Horrorgeschichte lebt vom Erzählton des jungen Helden, der sich zwischen seinem sechsten und fünfzehnten Lebensjahr mit den Geistern Verstorbener und anderen unangenehmen Gestalten herumschlagen muss. Ich kann mich nicht erinnern, bei einer „Horrorgeschichte“ jemals so viel geschmunzelt zu haben.

                                                            6 von 7

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