Stefan Heiligtag

Ursula Poznanski + Arno Strobel: Fremd

Ein spannender Nervenkitzler, in dem die beiden Hauptfiguren um ihre gemeinsame Vergangenheit und Zukunft und um ihr Überlegen kämpfen.

Klappentext

Vertrau oder stirb
Stell dir vor, du bist allein zu Haus. Plötzlich steht ein Mann vor dir. Er behauptet, dein Lebensgefährte zu sein. Aber du hast keine Ahnung, wer er ist. Und nichts in deinem Zuhause deutet darauf hin, dass jemand bei dir wohnt. Er redet auf dich ein, dass du doch bitte zur Vernunft kommen sollst. Du hast Angst. Und du verspürst diesen unwiderstehlichen Drang, dich zu wehren. Ein Messer zu nehmen. Bist du verrückt geworden?
Stell dir vor, du kommst nach Hause, und deine Frau erkennt dich nicht. Sie hält dich für einen Einbrecher. Schlimmer noch, für einen Vergewaltiger. Dabei willst du sie doch nur beschützen. Aber sie wehrt sich. Behauptet, dich niemals zuvor gesehen zu haben. Sie hält dich offensichtlich für verrückt. Bist du es womöglich?
Eine Frau. Ein Mann. Je mehr sie die Situation zu verstehen versuchen, desto verwirrender wird sie. Bald müssen sie erkennen, dass sie in Gefahr sind. In tödlicher Gefahr. Und es gibt nur eine Rettung: Sie müssen einander vertrauen…

Meine Meinung

Das Negative zuerst: Der Schluss ist in mehrfacher Hinsicht unausgegoren und entbehrt bei genauerem Nachdenken der Logik. Später mehr dazu.

Weshalb empfehle ich euch „Fremd“ trotzdem? – Weil der Roman in vielen anderen Hinsichten großartig ist. Es ist von Anfang an spannend, und zwar aus beiden Perspektiven. Einmal ist da Joanna, die sich einen gemütlichen Abend machen will und plötzlich einen fremden Mann in ihrer Wohnung vorfindet, der behauptet, ihr Verlobter zu sein und mit ihr zusammenzuleben. Zum anderen erleben wir Eriks Perspektive, der einfach nicht begreifen kann, dass seine Verlobte ihn nicht erkennt.

Die Sichtweisen beider Hauptfiguren sind durchweg gut nachvollziehbar, und beide kommen sehr sympathisch rüber, weshalb man als Leser/Leserin hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird. Je öfter sie sich begegnen, desto mehr spüren wir, wie sehr sich die beiden früher geliebt haben, woran Joanna leider keine Erinnerung hat. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber  beide durchleben einige Höhen und Tiefen und müssen auch noch feststellen, dass man sie umbringen will. Das zwingt sie dazu, zu kooperieren.

Der Stil von Poznanski und Strobel  hat mir ebenfalls gut gefallen; vor allem, wenn es um dieses zarte aufeinander zugehen und sich wieder voneinander entfernen geht, das Joanna und Erik mehrmals durchleben.

Umso größer war meine Enttäuschung über die hanebüchene Auflösung zum Schluss.  Das erste betrifft den Gedächtnisverlust Joannas, dessen Erklärung man wohl der Unkenntnis der AutorInnen zuschreiben muss. Wenn möglich wäre, was sie beschreiben, dann könnte man jeden von uns zu einem Mörder machen.

Mein wesentlicher Kritikpunkt betrifft jedoch die Motivation der Bösewichte, die einfach nicht plausibel ist. Leider kann ich das nicht ausführen, ohne die Auflösung zu verraten. Aber fragt euch zum Schluss des Buches mal, ob ihr Joanna und Erik nach dem Leben getrachtet hättet und dann, ob ihr das auf eine derart komplizierte Art und Weise gemacht hättet. Wohl kaum, was schade ist, weil es so viele andere Wege gäbe, die Story plausibel aufzulösen.

Fazit

Mein Fazit ist trotzdem positiv. Den Großteil des Buches werden wir von der Handlung und den Nöten der Protagonisten mitgerissen, und es mag Leser geben, die bei so viel Spannung  nicht mehr auf die Logik achten, sondern froh sind, dass es – so viel darf verraten werden –Erik und Joanna am Ende  schaffen.

                                                5 von 7.

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