Stefan Heiligtag

Ursula Poznanski – Erebos

Ein wichtiges Buch, das plastisch und spannend aufzeigt, was spielsüchtige Jugendliche bereit sind zu tun, um ihrer Sucht nachzukommen

Klappentext von Erebos

Tritt ein oder kehr um! DIES IST EREBOS.

Nick ist besessen von Erebos, einem Computerspiel, das an seiner Schule von Hand zu Hand weitergereicht wird. Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen, und die Regeln sind äußerst streng. Wer dagegen verstößt oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel auch nicht mehr starten. Was aber am merkwürdigsten ist: Erebos erteilt Aufträge, die in der realen Welt ausgeführt werden müssen. Und dann befiehlt das Spiel, einen Menschen umzubringen.

Meine Meinung

Ursula Poznanski behandelt in diesem Buch das wichtige Thema: Spielesucht bei Jugendlichen. Was das mit den Kids macht und warum sie an nichts denken können als daran, weiterzuspielen, wird unglaublich plastisch beschrieben, und schon dafür lohnt es sich, das Buch zu lesen.

Mit den vielen Namen und Charakteren hatte ich übrigens keine Probleme. Wahrscheinlich liegt das an der flüssigen, eleganten Sprache der Autorin, der ich immer gut folgen konnte.

Der Thriller beginnt damit, dass der Ich-Erzähler Nick mitbekommt, dass in der Schule ein Spiel weitergereicht wird, um das ein unglaubliches Geheimnis gemacht wird. Zunächst findet er das doof, aber nachdem er das Spiel selbst in die Hände bekommen hat, lässt es ihn nicht mehr los. Auf den nächsten 270 Seiten erleben wir, wie er sich immer mehr in dieses Spiel hineinsteigert und alles andere zweit bis drittrangig wird: die Schule, die Eltern, seine Freunde. Er schläft kaum noch, und meistens ist es das Spiel selbst, das ihm befiehlt, jetzt mit dem Spielen aufzuhören.

Jeder, der mitspielt, sucht sich einen Charakter mit Namen, Volk, Stärken, Waffen usw. aus, um gegen einen gewissen O. zu kämpfen und zu gewinnen. Mir persönlich waren die Spielbeschreibungen etwas zu lang, aber das liegt wohl daran, dass ich kein Spielfreak bin. Klar muss deutlich werden, was Nick so daran fasziniert, aber mir war es irgendwann egal, ob er seine Kämpfe gewonnen hat, oder nicht. Leute, die das lieben, sehen das sicher anders, zumal die Autorin das sehr plastisch beschrieben hat. Jedes Mal, wenn Nick kurz vor dem Sterben ist, kommt der sogenannte Bote (man könnte sagen, die Verkörperung des Spiels) und hilft ihm wieder auf die Beine, wenn er einen Auftrag in der realen Welt durchführte, was dann jeweils mit einem upgrade seines Rangs im Spiel und besseren Waffen verknüpft ist.

Im Laufe der Zeit erfüllt Nick mehrere solcher Aufträge in der Außenwelt. Sie kommen ihm komisch und sinnlos vor, aber im Laufe der Handlung wird klar, dass andere dabei oft zu Schaden kommen. Nick sieht das an mehreren Klassenkameraden, die Nachrichten bekommen, die sie zu Tode erschrecken.

An dieser Stelle habe ich meinen Hauptkritikpunkt, der es mir in diesem sehr langen Mittelteil schwer machte, auf Nicks Seite zu bleiben. Da ist seine Spielsucht. Okay, die soll ja dargestellt werden. Damit er dieser Sucht nachgehen kann lügt er im Grunde jeden an, mit dem er zu tun hat: seine Eltern, seine Freunde, seinen Bruder. So weit so gut, aber das geht über 150 Seiten. Am Ende brüllt er seine besten Freunde an und stößt sie von sich weg, weil sie ihn darauf aufmerksam machen, dass das Spiel vielen Leuten Schaden zufügt – was er selber auch bemerkt. Ich fand ihn in diesem Teil richtig unsympathisch und hatte Schwierigkeiten, weiter zu ihm zu halten.

Was mich letztlich wieder für ihn eingenommen hat, sind seine Skrupel, einen bestimmten Auftrag in der realen Welt auszuführen. Danach wird er aus dem Spiel hinausgeworfen und versucht tagelang, trotzdem weiterzuspielen – was ihm nicht gelingt. Das ist sehr gut dargestellt: Spielsucht in ihrer reinsten Form.

Zum Glück bekommt er am Schluss doch die Kurve, weil ein schlimmes Ereignis ihn zur Vernunft bringt und damit auch in Kontakt mit ein paar sehr sympathischen Mitstreitern, mit deren Hilfe er es dann schafft, die Hintergründe von Erebos aufzudecken und das Schlimmste zu verhindern. Die Details nenne ich hier natürlich nicht, aber mir hat die Auflösung gut gefallen. Sie war plausibel, und am Schluss wurde es dann richtig spannend.

Fazit

Ich halte es für ein wichtiges Buch, das aufzeigt, wie Menschen (Jugendliche) der Spielesucht verfallen und was sie alles bereit sind zu tun, um dieser Sucht nachzukommen. Einziger Nachteil: Ich hatte im Mittelteil große Schwierigkeiten, mich mit dem Hauptcharakter identifizieren.Dafür  gibt  es  einen  Punkt  Abzug.

                                                               5 von 7

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