Stefan Heiligtag

Daniel Suarez – Kill Decision

Dieser spannende Action-Thriller konfrontiert uns mit einem erschreckend realistischen Zukunftsszenario über autonom agierende Killerdrohnen.

Klappentext

Sie leben nicht. Aber sie töten. Blutiger Drohnenangriff auf eine Pilgerstätte im Irak. Ein weiterer Angriff trifft eine kalifornische Universität. Die Biologin Linda McKinney ahnt nichts davon: Sie erforscht gerade eine besonders aggressive Spezies afrikanischer Ameisen, als sie mitten im Dschungel gekidnappt wird. Ihr Entführer heißt Odin, und er hat ihr offenbar das Leben gerettet. Wer sind die Mächte, die Lindas Forschungen zur Schwarmintelligenz unterdrücken wollen? Während sich in den USA grauenhafte Bombardements häufen und in den hintersten Winkeln des Planeten Millionen fliegender Tötungsmaschinen vom Band laufen, macht sich das Team um Odin und McKinney daran, die Menschheit vor der Vernichtung durch ihren eigenen technologischen Fortschritt zu retten …

Meine Meinung

Der Roman ist ein gut lesbarer, spannender Action-Thriller, der sich mit technischer Überwachung und der Möglichkeit beschäftigt, Drohnen als Massentötungs-Technologie einzusetzen. „Kill Decision“ liest sich wie ein Blogbuster, denn die Handlung ist gespickt mit Action, Verfolgungsjagden und gnadenlosen, „hochintelligenten“ Drohnen, die gemacht sind, um zu töten. Auch der Plot mit den geschickt ineinander verwobenen Handlungsfäden ähnelt den gängigen Mustern von Hollywood- Blogbustern.

Was den Roman so erschreckend macht ist die Tatsache, dass es die beschriebene Technologie in weiten Teilen bereits gibt. Die Drohnen mit den Bezeichnungen MQ-1 Predator, MQ-9 Reaper, RQ-4 Global Hawk existieren ebenso wie die Techniken zur Gesichtserkennung. Suarez mutet seinen Lesern viele anspruchsvolle technische Inhalte zu, aber wer sich davon nicht abschrecken lässt, erfährt eine Menge darüber, was heute möglich ist. Für ein Verständnis der Geschichte ist es jedoch nicht nötig, alle Details zu verstehen.

Die Drohnen im Roman sind mit einer effektiven Schwarmintelligenz ausgestattet, die es heute noch nicht gibt, aber so, wie die KI vorangetrieben wird, ist die Entwicklung solcher Drohnen durchaus vorstellbar. Sollten solche Drohnen einmal genehmigt werden, würde dies dem Terrorismus Tür und Tor öffnen.

Der Bösewicht im Roman ist der der US-Amerikaner Ritter. Er arbeitet für eine Organisation, die sich für die Legalisierung des autonomen Einsatzes von Drohnen einsetzt. Will heißen: Die Drohnen werden nicht durch Menschen gesteuert, sondern treffen selbständig die Entscheidung, zu töten. Um sein Ziel zu erreichen, schreckt Ritter weder vor Fake News in sozialen Netzwerken noch vor Terroranschlägen zurück, um die amerikanische Regierung und das Militär in seinem Sinn zu beeinflussen. Was die Drohnen im Roman so gefährlich macht ist die Tatsache, dass sie eine Schwarmintelligenz besitzen. Ähnlich wie Ameisenvölker kommunizieren sie über Düfte (Pheromone) miteinander.

Hier kommt die erste Hauptfigur ins Spiel. Linda McKinney forscht in Afrika an Weberameisen und hat aus ihren Feldbeobachtungen einen Schwarmalgorithmus entwickelt, der abbildet, wie die Insekten miteinander kommunizieren. Sie weiß nicht, dass Ritters Organisation ihre Forschungsergebnisse gestohlen und den Algorithmus auf die Kommunikation zwischen Drohnen übertragen hat. Sie weiß auch nicht, dass Ritter befohlen hat, sie mit Raketen beschießen zu lassen, damit sie ihr Wissen nicht weitergeben kann.

Die zweite Hauptfigur, ein Soldat, der sich Odin nennt, rettet Linda vor dem Angriff. Er ist der Chef einer Spezialeinheit, die den Auftrag hat, herauszufinden, wer mit welchen Zielen hinter den Drohnenanschlägen steckt. Er und sein Team ‚entführen‘ Linda in ihr Hauptquartier.

Mehr will ich über die Handlung nicht verraten, sondern zu meinem Hauptkritikpunkt an „Kill Decision“ kommen: den recht eindimensionalen Charakteren. Das gilt für die Bösewichte, aber leider auch für die beiden Hauptfiguren.

Odin, der mit bürgerlichem Namen David Shaw heißt, ist der Leiter einer geheimen militärischen Spezialeinheit. Aber vor allem ist er ein Super-James Bond, der nicht nur der beste Kämpfer und der klügste Taktiker, sondern auch ein Super-Techniker ist, der darüber hinaus sogar sympathisch ist. Mir war das ein bisschen viel „super“. Anderen mag es weniger stören, aber was ich wirklich abstrus fand, sind Odins permanente Begleiter Hugin und Munin. Es sind zwei Raben, die Odin und sein Team bei der  Überwachung von Personen und des Luftraums unterstützen.

Über Linda McKinney wissen wir nicht viel mehr, als dass sie eine weltweit führende Spezialistin im Bereich von Schwarmintelligenz bei Weberameisen ist. Sie ist ebenso wie Odin weitgehend durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten beschrieben. Darüber hinaus ist sie kluge und mutig, was sie uns natürlich sympathisch macht. Ich werde nicht verraten, ob und wenn ja, wie nah sich die beiden Hauptfiguren kommen.

Fazit

Bis auf die eher eindimensionalen Charaktere bietet dieser Actionthriller alles, was Techno-Thriller-Fans lieben: eine hochspannende Handlung, überraschende Wendungen, technische Darstellungen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und die Gefahren der Drohnentechnologie.

                                                  5 von 7.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge